So wie Heilung aktive Meditation, also Meditation in Bewegung ist*, ist auch Yoga für mich aktive Meditation. Durch die Bewegung unseres Körpers, die Asanas und das Atmen nehmen wir uns bewusst Zeit für uns selbst. Wir beobachten, „scannen“ unseren Körper und gehen soweit in die Asana wie die Energie schmerzfrei fließt. Mit regelmäßiger Wiederholung lösen sich Blockaden und Anspannungen. Das Gleichgewicht in der jeweiligen Körperregion stellt sich wieder her und der Körper heilt. Am liebsten gestalte ich die Yogastunde als einen Flow. Ich stelle mir vor, wie die Energie im Laufe der Asanas durch den Körper fließt. Dabei gehe ich darauf ein mit welcher Gruppe ich die Stunde gestalte. Ich beziehe ein welche Erfahrung die Teilnehmer:innen mit Yoga, Atemübungen und Meditationen haben und auch wie gut wir uns als Gruppe bereits kennen.
Als Yogalehrerin möchte ich auf die Bedürfnisse der Yogateilnehmer:innen eingehen.

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Während der Phase des Lockdowns habe ich die Gelegenheit virtuell Yogastunden durchzuführen. Dabei wähle ich nur Asanas bei welchen ich sicher bin, dass diese jede:r für sich zu Hause gut durchführen kann. Online behalte ich eine entspannende Stimmung bei. Denn aus eigener Erfahrung und auch aus Erfahrungsberichten kenne ich es, dass wir dazu tendieren in den Asanas zu wenig auf das zu achten, was uns gut tut. Im virtuellen Raum möchte ich eine Yogastunde schaffen in der jede:r Teilnehmer:in bewusst auf sich achtet- den Körper, die Atmung, die Gedanken und Gefühle. Mein Ziel ist, dass jede:r für sich selbst einen guten erholsamen Zustand wiederherstellt und zur Ruhe kommt. Besonders gerne bringe ich dabei Metaphern und Bilder ein um die Asanas zu veranschaulichen, sodass jede:r für sich diese möglichst gelungen umsetzen kann. Die Bhujanga Kobras in meiner Yogastunde machen Bauchliegestützen. Vriksha Bäume sind bei mir in der Winterzeit schneebedeckte Tannen und die Krieger:innen in meiner Yogastunde sind Krieger:innen des Herzens, die sich jedem Abenteuer stellen. Gelegentlich lasse ich auch die Teilnehmer:innen in Gharba Asana, der Kindshaltung, ihrem eigenen inneren Kind zulächeln. Am liebsten gestalte ich es so, dass die Yogastunde vor allem auch eine spielerische Achtsamkeitsstunde mit sich selbst ist. Manchmal findet jede:r für sich während den Asanas einen Punkt an dem es Widerstand gibt. Ich persönlich reflektiere dabei gerne. Wie gehe ich mit diesem Widerstand um? Wie liebevoll und gütig bin ich mit mir selbst? Respektiere ich meine eigene Verletzbarkeit? Besonders gut hilft dann die Atmung. Beim Ausatmen lassen wir unangenehme Gefühle und Stress los und beim Einatmen atmen wir angenehme Gefühle und Dankbarkeit ein. Essentiell ist, sich diese immer wieder bewusst zu machen – den Yogateilnehmer:innen und mir selbst. Mit Hilfe des bewussten Ausatmens durch den Bauch lassen wir Anspannungen, unangenehme Gefühle und Stress los. Gleichzeitig können wir mit der Einatmung Freude, Leichtigkeit und Kraft dankbar aufnehmen. Ein Lächeln und eine positive Grundstimmung, helfen mir liebevoll mit mir selbst und meiner eigenen Verletzbarkeit umzugehen und angenehme Gefühle einzuladen.

Zur Veranschaulichung beschreibe ich Euch als Beispiel meinen Krieger:in des Herzens-Flow.

Ich fange meine Yogastunden bevorzugt im Stehen an. Nach einer Zwischenentspannung geht es ins Sitzen in die Atemübungen und sitzenden Asanas. Und als letztes gehen die Teilnehmer:innen ins Liegen und enden in Rücklage liegend in der Endentspannung. Die Idee dabei ist vom Alltag runterzukommen und vollkommen entspannt, erleichtert und ausgeglichen die Yogastunde zu beenden. Online zeige ich bei den liegenden Asanas erst die ganze liegende Abfolge damit die Teilnehmer:innen zuerst einmal zuschauen können bevor sie dann selbst üben und nur noch meiner Stimme lauschen.

  1. Mit Dehn- und Streckübungen wie Tada Asana fange ich an. Wir strecken uns nach oben, nach hinten, zur Seite, nach links und nach rechts. Bei Tada Asana, der Bergposition, sage ich gerne dazu, dass wir uns vorstellen wie wir an der Bergspitze ankommen und affirmieren „Ich bin da! Ich bin ganz präsent und hier! Ich nehme meinen Raum ein. Ich bin angekommen.“ Auch für die inneren Organe ist es gut wenn wir uns regelmäßig strecken und wieder Platz schaffen.
  1. Im Krieger:in des Herzens Flow ist selbstverständlich die Kriegerposition essentiell. Hier affirmiere ich. „Ich bin eine Krieger:in des Herzens. Ich stelle mich mutig jedem Abenteuer und meistere es.“ Ich gehe mit den Teilnehmer:innen dabei gern auch in verschiedene Kriegerpositionen (Krieger I, II, umgekehrter Krieger) und halte diese eine Weile. Es geht hier um Durchhaltevermögen, Kraft und darum die eigenen Grenzen kennenzulernen und ihnen voller Mut zu begegnen. Das Herz ist der Ort unsers Mutes.
  1. In jedem meiner Flows gehen wir im Stehen stets noch in Vriksha Asana. Das Bild das ich hierzu mit Worten male ist, dass wir uns vorstellen wie Wurzeln aus dem Fuß tief in den Boden wachsen und mit dem Heben der Arme unsere Krone nach oben wächst und unser Herz sich öffnet. Wir bleiben in Balance bei jedem Wetter. Und je nach Jahreszeit sind wir ein Baum der mit Schnee bedeckt ist, der im Wind wankt oder in voller Blüte steht.
    Entsprechend der Gruppe oder Tagesform integriere ich Superbrain-Yoga, ein paar Hampelmänner oder Gelenkübungen um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Dann geht es in die Zwischenentspannung.
  1. In der Zwischenentspannung konzentriere ich mich vor allem auf den Atem. Ich betone mit dem Ausatmen immer wieder das Loslassen aller Sorgen, unangenehmen Gefühle und Gedanken. Und mit dem Einatmen erinnere ich bewusst Dankbarkeit, Freude und Leichtigkeit aufzunehmen. Zudem bringe ich die Aufmerksamkeit wieder auf die Bauchatmung. Nach der Zwischenentspannung gibt es die Atemübungen Anuloma Viloma und Brahmari. Einfach, weil das bewusste Atmen im Alltag zu kurz kommt.
  1. Als sitzende Übungen wähle ich gerne den Drehsitz (Ardha Matsyendra Asana). Gerade wenn wir im Alltag viel am Laptop sitzen ist es gut einmal die Wirbelsäule zu drehen und zu dehnen. In der Asana atmen wir durch den Bauch und dabei drückt dieser gegen den Oberschenkel. Wer mag kann sich hier auf das Ajna Chakra konzentrieren**. Meist ergänze ich noch eine weitere sitzende Übung wie Pashimottana Asana.
  1. Je nachdem ob es die Zeit zulässt gehe ich zuerst in die Bauchliegepositionen und danach in die rückenliegenden Asanas. Ich ende die Stunde gerne so, dass die Teilnehmer:innen auf dem Rücken liegend direkt in die Endentspannung gehen können. Hier starten wir mit Bhujanga Asana. In der Asana atmen wir durch den Bauch also hebt dieser wie Bauchliegestützen den Körper auf und ab. Diejenigen die mögen können ihre Konzentration hier besonders auf das Swadhisthana (Sexual) Chakra legen**. Danach geht es über Shashanka Asana, das Kaninchen, in Garba Asana. Wir lächeln unserem inneren Kind zu und spüren unseren Atem wie er uns wärmt. Mit dem Diamantsitz (Vajira Asana) endet die Abfolge und wir bleiben mit geschlossenen Augen noch etwas bei uns selbst und kommen bei uns selbst an.
  1. Je nach Zeitrahmen und Gruppe gehe ich manchmal direkt in die rückenliegenden Positionen. Hier wähle ich gerne Twists, die die Wirbelsäule einmal in sich drehen. Dies ist vor allem nach einem anstrengenden, angespannten Tag sehr angenehm. Hier ein paar Atemzüge zu liegen entspannt auch die inneren Organe. Danach heben und senken wir ein Bein nach dem anderen bewusst und achtsam und dann beide Beine. Das stärkt den Bauch und lässt das Blut zurück in den Körper fließen. Die Abfolge schliesst mit dem herzöffnenden Fisch (Matsyasana)** ab. Hier dehnt jeder Atemzug sanft den Nacken und die Körpervorderseite. Das Anahata Chakra (Herzchakra) wird angesprochen.
  1. Als letztes folgt die beliebte Endentspannung. Während dieser lasse ich jeden für sich bei sich zu Hause sein und nach und nach den Rest an Anspannungen und störenden Gedanken und Gefühlen die noch da sind loslassen. Ich erinnere die Teilnehmer:innen daran sich darüber zu freuen und dankbar zu sein, sich selbst etwas Gutes getan zu haben und eine Yogastunde voller Achtsamkeit mit sich selbst erlebt zu haben. Jede einzelne Asana hat zu ihrem Wohlbefinden beigetragen und das haben sie sich selbst geschenkt.

Mit diesem Krieger:in des Herzens Flow möchte ich Euch veranschaulichen, wie ich in jeder Asana eine aktive Meditation als Ziel anstrebe, sodass Yoga eine ganzheitliche Heilung für Körper, Geist und Seele wird. Die heilsame Wirkung beruht in den bewussten Körperübungen, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringen. Dies unterstützt uns dabei unsere Selbstheilungskräfte zu aktivieren und trägt zur körperlichen, mentalen, emotionalen sowie spirituellen Gesundheit bei. Also ein ganzheitlicher Ansatz der Heilung.

Da ich auch Pranaheilung praktiziere, mache ich nach meiner Yogapraxis gerne ein Sweeping, um störende und hinderliche Energie die sich möglicherweise gelöst hat aus meinem System zu reinigen. Dadurch unterstütze ich die Wirkung meiner Yogapraxis zusätzlich.

Liebe Grüße

Linda

Quellen:
*(Master Choa Kok Sui, 2008, Wunder sind möglich, Golden Lotus Sutras,)
**(Swami Satyananda Saraswati, 2013, Asana Pranayama Mudra Bandha)

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